Hotel am Konzerthaus: „Nachhaltigkeit ist der neue Luxus”

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ESG & Nachhaltigkeit – die Themen der Zukunft? Für Dafne Hauck sind sie bereits Alltag – privat und beruflich. Als Director of Sustainability & Quality des Hotels am Konzerthaus MGallery erzählt sie, warum ESG für die Branche wegweisend ist und wie sich Luxus für Hoteliers & Gäste neu definiert.

 

CCFA:  Liebe Frau Hauck – als wir zuletzt gesprochen haben, hatten Sie noch eine andere Position im Hotel am Konzerthaus. Sie sind letztes Jahr Director of Sustainability and Quality geworden, herzliche Gratulation zu dieser Position! Können Sie uns ein bisschen zu dieser neuen, besonderen Position erzählen? Wie kam es dazu?

Dafne Hauck: Sehr gerne und vielen Dank. Das hat sich im vergangenen Jahr 2023 auf sehr natürlichem Wege ergeben – als die Frage aufkam, wer die Agenden der bis dahin für Zertifizierungen zuständigen Kollegin übernehmen soll, wurde schnell klar, dass dieser Aufgabenbereich viel größer und allumfassender ist, als gedacht. Ich habe aus Eigeninitiative viele zusätzliche und freiwillige Arbeitsstunden in die Recherche in Sachen Sustainability und Quality investiert, weil es mir ein echtes Herzensanliegen ist – beruflich wie privat. Es ist die Zukunft. Und für weil dieser Bereich so groß ist, war mir klar, dass man Nachhaltigkeit nicht „einfach so nebenbei machen“ kann und ich mich ihr ganz widmen möchte – ganz oder gar nicht. Dabei hatte ich von Anfang an die vollste Unterstützung unseres Direktors Boris Braun. So wurde meine neue Position als Director of Sustainability & Quality aus der Taufe gehoben, und rückblickend war der Weg hierher ein organischer: Von meinen Anfängen als Guest Experience Manager bishin zu meiner jetzigen Zuständigkeit in Nachhaltigkeit und Qualität hat sich stets ein roter Faden durchgezogen, denn genau darum geht es ja: um das bestmögliche Erlebnis für unseren Gast, und das kann nur Hand in Hand mit der Mission für Nachhaltigkeit passieren. Und das ist kein Nebenjob, dem muss man sich voll und ganz widmen – nur so macht das Sinn.

CCFA: Das Hotel am Konzerthaus zeichnet sich durch ein Engagement in Sachen ESG nicht nur aus, es wurde auch bereits – mehrfach – ausgezeichnet. Welches Geheimnis, welche Strategien liegen hinter diesem Erfolg?

Dafne Hauck: Nachhaltigkeit ist ein Thema, das Herz und Seele braucht, man muss das wirklich wollen. Das ist kein Geheimnis, das ist uns allen ein echtes Anliegen – darum ist es für uns auch klar, hier die Extrameile zu gehen und mehr als nur die Vorgaben für Zertifizierungen zu erfüllen. Wir wollen ein Umdenken herbeiführen, dass auch in der Branche teils noch passieren muss bzw. gerade jetzt geschieht. Oft werden bzw. wurden mit ESG auch Verzicht und „Abspecken“ in Verbindung gebracht, dass man dann dem Gast im Sinne des Umweltbewusstseins etwas „wegnimmt“. Dies ließe sich mit dem Bild von Luxus und Fülle natürlich nicht vereinbaren, was manchen High End Hotellier womöglich zögern lässt. Aber das muss nicht sein – im Gegenteil. Es ist alles eine Frage der Herangehensweise und der Perspektive. Natürlich darf der Gast nie das Gefühl haben, dass ihm etwas Gutes weggenommen wird. Wird es auch nicht. Tatsächlich wird ihm mit ESG-Agenden mehr gegeben – die Bio-Kosmetik und Bio-Lebensmittel sind hier bereits ein gutes Beispiel für diesen Mehrwert, der nur Vorteile mit sich bringt. Das ist in der Hotellerie nicht anders. Und wenn einem das klar wird, dann gibt es keine andere Möglichkeit mehr, als den nachhaltigen Weg zu gehen. Das ist die Zukunft. Meiner Meinung nach wird es schon sehr bald keine andere Option mehr geben – zumindest bei Accor. Nachhaltigkeit ist der neue Luxus, und ESG in der Hotellerie bedeutet ein High End Erlebnis ohne Abstriche für den Gast.

CCFA: Wie beurteilen Sie die Wichtigkeit, wie das Niveau der Nachhaltigkeit in der Hotelindustrie im Allgemeinen? Wo sehen Sie hier den Status Quo des Hotels am Konzerthaus im Vergleich zur Konkurrenz?

Dafne Hauck: Ich denke, dass Österreich und auch Wien in Sachen ESG im internationalen Vergleich sehr gut dasteht. Schon allein, weil die österreichische Regierung hier sehr strenge Vorgaben und Ziele setzt. Aber mehr geht immer. Ich habe die Beobachtung gemacht, dass viele Hotels hier noch immer überlegen, wie sie sich diesem Thema am besten annähern sollen. In manchen Hotels liegen die ESG-Agenden noch in den Händen der Direktoren, die bereits so viele andere Dinge zu tun haben, in Gruppen gibt es manchmal bereits eigene Sustainability-Beauftragte, die dann mehrere Hotels betreuen. Tatsächlich macht es aber Sinn, fix „in-house“ jemanden zu haben. Ich denke, dass sich hier gerade ein ganz neues Berufsfeld etabliert, das es so zuvor nicht gab – denn für diese Stelle braucht es nicht nur das Bewusstsein für ESG, sondern eben auch das Feingefühl für Hospitality. Dass ich in meiner eigens geschaffenen Position als Director of Sustainability & Quality nun diese Kompetenzen auch operativ vereinen kann, sehe ich als großes Privileg, es macht mich stolz und lässt mich die Accor Gruppe hier auch als Vorreiter sehen. Es gibt heutzutage kaum eine Hotelkette, die so nachhaltig ist – ganz ohne Greenwashing.

CCFA: Wie wird Nachhaltigkeit im Hotel-Alltag gelebt – sowohl von ihren Mitarbeitern als auch von ihren Gästen? Gibt es Initiativen, wie Sie die Awareness Ihrer Gäste für Nachhaltigkeit heben bzw. wie binden Sie Ihre Gäste in Ihre ESG-Aktivitäten ein?

Dafne Hauck: Nachhaltigkeit ist bei uns im Haus – und in der ganzen Accor-Gruppe – mittlerweile tief in der Firmenphilosophie und in unserer Marken-DNA als MGallery verankert. Das „M“ in MGallery steht ja auch für „meaningful“ und „memorable“, also zeigt ganz klar, dass das, was wir tun, von Bedeutung ist und wir unseren Gästen bei ihrem Aufenthalt bei uns ein Erlebnis bieten möchten, an das sie sich lange und gerne erinnern. Alles, was wir tun, hat einen Impact, also eine Wirkung, die nachhallt – und in Bezug auf unsere Gäste sind es genau diese kleinen Dinge, die kleinen Unterschiede, die wir meist nicht groß affichieren, aber die ihr Erlebnis prägen und nachhaltig im Gedächtnis bleiben. In Wahrheit sind wir Geschichtenerzähler. Das geht auch gar nicht anders: Wir sehen jeden Tag so viele Menschen, und die Menschen vertrauen uns, sie wohnen bei uns – da werden täglich aufs Neue unzählige Geschichten geschrieben und unsere wird ganz automatisch in diese individuellen Kapitel eingewoben. Das fällt vielleicht nicht sofort auf, aber vielleicht beim nächsten oder spätestens beim übernächsten Mal – dann erinnern sich die Gäste: „Moment, in diesem Hotel habe ich mich irgendwie wohler gefühlt. Irgendwas war da anders.“

CCFA: Haben Sie hier konkrete Beispiele dafür, was Sie tun, damit Ihre Gäste dieses angenehme Gefühl von „anders“ – und eben „besser als woanders“ – haben?

Dafne Hauck: Das sind oft wirklich vermeintliche Kleinigkeiten – das kann sein, weil alles blitzsauber ist aber man im ganzen Hotel niemals den unangenehmen, chemischen Geruch von Putzmittel sondern stets nur einen angenehmen Duft vernimmt. Wir werden tatsächlich sehr oft danach gefragt, welche Putzmittel wir verwenden. Oder weil es bei uns kein Plastik mehr gibt. Wir kommen komplett ohne Einwegplastik aus und bei uns ist alles darauf ausgelegt, mehrmals bzw. wieder verwendet zu werden – auch die Amenities, die unsere Gäste mit nach Hause nehmen können, wie die Bambuszahnbürsten. Es versteht sich von selbst, dass wir unseren Gästen nur bestes Wiener Hochquellwasser bieten und sie bei uns vom Frühstück bis zum Dinner stets regionale und saisonale Produkte genießen. Eines greift da wirklich ins andere – Nachhaltigkeit wird bei uns überall gelebt, und das mit vollster Überzeugung. Wir haben beispielsweise eine Kooperation mit „Wald für Leben“ – für jede 5-Sterne-Bewertung, die wir erhalten, pflanzen wir einen Baum. Das erwähnen wir tatsächlich aber nur beim Checkout, wenn Gäste besonders begeistert waren. Bei uns läuft sehr viel über indirekte Kommunikation. Wir reden bei weitem nicht so viel darüber wie wir einfach tun. Sie werden auch niemals einen unserer Mitarbeiter von sich aus fragen hören, ob er dem Gast ein Taxi rufen soll – wir haben Fahrräder zum Verleih im Haus und verweisen stets zuerst auf die Wege mit den Öffis oder zu Fuß und das dadurch noch authentischere Erleben der Stadt. Und unser Team bringt sich da mit Begeisterung und Engagement ein – das merkt man auch ganz stark bei den jungen Mitarbeitern. Zudem haben wir ein eigenes Green Komitee, das regelmäßig tagt und sich berät und zu dem idealerweise mindestens ein Mitarbeiter aus jeder Abteilung gehört. So bringt jeder Bereich hier seinen wertvollen Input ein und wir verlangen dieses Bewusstsein für ESG und ein nachhaltiges, umweltfreundliches Gästeerlebnis auch von unseren Mitarbeitern. Es ist eine Win-Win-Win Situation für alle.

CCFA: Welche Ziele haben Sie sich – sowohl kurz- als auch langfristig – für das Hotel am Konzerthaus im Bereich Nachhaltigkeit bzw. ESG gesetzt?

Dafne Hauck: Wie bereits gesagt, Nachhaltigkeit nimmt nie ein Ende – das ist ein Fluss an Handlungen und Aktionen die man stetig und immer aufs Neue setzt. Natürlich haben auch wir stets den Wunsch uns zu verbessern, noch weniger Wasser und Strom zu verbrauchen, Ressourcen zu schonen und keine Lebensmittel zu verschwenden. Wir arbeiten ebenso am Erreichen der großen ESG-Benchmarks, wie beispielsweise das erklärte – und von Österreich forcierte – Ziel der C02-Neutralität bis 2040. Unsere wahre Ambition liegt aber nicht im Sammeln von Zertifikaten, sondern vielmehr in einer – wie wir hoffen – Vorbildwirkung, die für jeden spürbar etwas zum Positiven verändert. Für jeden unserer Gäste, jeden unserer Mitarbeiter und die ganze Accor Gruppe sowie die Branche im Allgemeinen. Ich denke unsere größte Stärke sind nicht die einzelnen Aktionen, sondern das Bewusstsein, dass man den Gästen mit auf den Weg geben kann. Und wenn man bedenkt, dass wir im Schnitt 6.000 Gäste im Monat haben und sie alle etwas Positives aus ihrem Aufenthalt bei uns mitnehmen, dann geht diese Rechnung auf.

CCFA:  Gibt es noch etwas, das Sie uns bzw. unseren Lesern zum Thema Nachhaltigkeit gerne sagen würden?

Dafne Hauck: Ich würde gerne betonen, dass in Sachen ESG und Nachhaltigkeit wirklich jeder Schritt und jede Aktion zählt. Oft unterschätzt man die Wirkung, die schon eine scheinbar kleine Handlung haben kann. Auch und besonders die kleinen Aktionen sind es, die schließlich den größten Unterschied machen und die wichtigsten Veränderungen herbeiführen. Und, ganz wichtig: Darüber reden und einander unterstützen. Zusammenarbeiten. Gerade in der Hotelbranche und im Tourismus vergleicht man sich gern, doch in Wahrheit müssen wir uns alle viel stärker vernetzen und zusammenarbeiten. Nachhaltigkeit funktioniert nur zusammen, oder gar nicht – ich bin mit meiner Einstellung da vielleicht ein wenig auf der träumerischen Seite, aber ich glaube wirklich fest daran; Wenn wir Best Practices weitergeben und Ideen teilen, können wir langfristig, und ja –nachhaltig – erfolgreich sein.

 

Kontakt:

Dafne Hauck, Director of Sustainability & Quality
Hotel am Konzerhaus, MGallery
Am Heumarkt 35-37, 1030 Wien
+ 43 (0)1 71 61 68 63
dafne.hauck@accor.com
www.hotelamkonzerthaus.com