Im Gespräch mit Coface Österreich-Geschäftsführerin Dagmar Koch über Frauen in Führungspositionen und den langen Weg der Gleichberechtigung: „Wir sind seit dem ersten Weltfrauentag vor 102 Jahren schon weit gekommen, aber wir sind sicher noch nicht da, wo wir – als Gesellschaft – sein möchten.“
CCFA: Dagmar Koch, Sie sind seit über zwei Jahren die Geschäftsführerin von Coface in Österreich, Sie leiten die Niederlassung und sind Chefin von über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Welchen Stellenwert haben Gleichberechtigung und Diversität in Ihrer Führungsrolle?
Dagmar Koch: Als Frau in einer Führungsposition sehe ich es als meine Aufgabe, Frauen zu fördern, zu unterstützen und für eine diverse und gleichberechtigte Arbeitsatmosphäre zu sorgen. Und das ist nicht nur meine Aufgabe, sondern vor allem auch mein höchstpersönliches Anliegen.
CCFA: Gelingt die Gleichberechtigung? D.K.: Ja. Es gelingt. Um zu zeigen, wie gut es gelingt, habe ich ein paar Eckdaten: Wir haben in Österreich bei Coface einen Frauenanteil von 58,77 Prozent. Sieben der 15 Führungskräfte – das heißt 47 Prozent – sind weiblich. Im letzten Jahr hatten wir acht Promotions, vier davon waren Frauen. Einen Gender Pay Gap gibt es bei uns schlicht nicht. Das ist die Basis für ein faires und gutes Miteinander.
CCFA: Wie profitieren Unternehmen von der Gender Diversity? Wie wichtig ist es für das Image am Markt und bei Bewerberinnen und Bewerbern?
D.K.: Natürlich ist es in der Positionierung wichtig. Im Recruiting und auch bei den Kunden und Geschäftspartnern wird das eingefordert – und das ist gut so. Aber Diversität heißt auch Geschäftserfolg. Diverse Teams sind kreativer, sie sind erfolgreicher. Diversität muss und soll Teil einer erfolgreichen Unternehmensstrategie sein.
CCFA: Diversität ist aber nicht nur Gender-Diversity. Verstehen Sie den Begriff größer bei Coface?
D.K.: Unbedingt. Gender-Diversity ist ein Punkt. Alters-Diversität ist zum Beispiel ein Bereich, auf den wir sehr viel Wert legen. Wir haben eine relativ geringe Fluktuation bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Damit haben wir eine sehr ausgeglichene Altersstruktur. 26 Prozent sind zwischen 30 und 39 Jahre alt, 34 Prozent sind 40 und 49 Jahre alt und 26 Prozent zwischen 50 und 59 Jahre alt. Coface Österreich steht für Vielfalt aus Überzeugung in vielen Aspekten: Uns bereichern Mitarbeiter unterschiedlicher Religionszugehörigkeiten, Nationalitäten, sexueller Orientierung und auch höchst unterschiedlicher Persönlichkeiten und das macht uns zu einem außerordentlichen und widerstandfähigen Team auf das ich sehr stolz bin.
CCFA: Jedes Jahr zum Weltfrauentag werden die gleichen Themen diskutiert. Wird es irgendwann keinen Weltfrauentag mehr geben, weil der Prozess abgeschlossen ist?
D.K.: Das ist natürlich ein wünschenswertes Szenario. Aber der Weg dahin ist noch weit. Wir sind seit dem ersten Weltfrauentag vor 102 Jahren schon weit gekommen, aber wir sind sicher noch nicht da, wo wir – als Gesellschaft – sein möchten. Wir brauchen einen langen Atem und jeder einzelne Schritt, den wir in die richtige Richtung gehen, zählt.
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