Die Schwerpunkte der Donau Chemie Gruppe liegen in der Entwicklung und Produktion von Industriechemikalien in drei österreichischen Produktionsstätten sowie der Entwicklung, Konfektionierung und dem Handel mit Industriechemikalien im zentral- und osteuropäischen Raum. Im Bereich der Umwelttechnik produziert die Donau Chemie Gruppe Aktivkohle sowie Fällungs- und Flockungsmittel zur Behandlung von Wasser. Der Unternehmensbereich Consumer-Produkte entwickelt und produziert flüssige und pastöse Konsumgüter in den Bereichen Kosmetik, Medizinprodukte, Biozide und Haushalt für Markenartikler und Handelsmarken. In einem exklusiven Interview erzählt der CEO der Donau Chemie Grupp, Dipl. Ing. James Schober, mehr über die Herausforderung der chemischen Industrie in Europa, aber auch über seine persönliche Vision des Management und der Nachhaltigkeit.
CCFA: Lieber Herr Dipl. Ing. Schober, Donau Chemie gehört mit unserem Präsidenten Alain de Krassny zu den Gründerfirmen der französisch-Österreichischen Handelskammer. Sie selbst sind seit vielen Jahren bei der Donau Chemie tätig. Wie sind Sie CEO dieser erfolgreichen Chemie-Unternehmensgruppe geworden? Erzählen Sie uns mehr über Ihren Werdegang.
James Schober: Seit 2017 bin ich CEO der Donau Chemie, nachdem ich zuvor maßgeblich für die Business Units Chemie und die Sparte Wassertechnik verantwortlich war. Mein Werdegang begann an der Boku als Absolvent der Studienrichtung Kulturtechnik und Wasserwirtschaft. Durch meine vorherigen Positionen konnte ich umfangreiche internationale Erfahrung im Bereich der Planung und des Anlagenbaus sammeln.
CCFA: Was waren für Sie die größten Herausforderungen als CEO der Donau Chemie? Auf welche Erfolge sind Sie besonders stolz?
James Schober: Die größte Herausforderung, war zweifellos die Fertigstellung unserer PAC-Anlage (Chemikalien für die Wasseraufbereitung und Papierindustrie), genau zu dem Zeitpunkt, als der größte Produzent weltweit in diesem Segment eine sehr ähnliche Anlage in Österreich in Betrieb nahm (mittlerweile haben sie die Anlage geschlossen). Diese Konkurrenzsituation erforderte ein Höchstmaß an strategischem Denken und Flexibilität, um unseren Platz im Markt zu behaupten und weiter zu wachsen.
Eine weitere Herausforderung bestand darin, die Integration unserer CEE-Standorte mit ihren unterschiedlichen Wertevorstellungen nahtlos in unseren Firmenverbund zu integrieren und auf einen gemeinsamen erfolgreichen Weg zu bringen. Dies erforderte ein hohes Maß an interkultureller Sensibilität und Führungsfähigkeiten, um ein harmonisches Arbeitsumfeld zu schaffen und Synergien zu nutzen.
Darüber hinaus haben wir uns intensiv darauf konzentriert, unseren ehemals handelslastigen Bereich der Aktivkohle zu einem international führenden Produzenten in diesem Sektor zu entwickeln. Dies erforderte beträchtliche Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in moderne Fertigungstechnologien, um unsere Produkte konkurrenzfähig und innovativ zu halten.
Insgesamt haben diese Herausforderungen uns als Unternehmen gestärkt und uns gezeigt, dass wir in der Lage sind, selbst in anspruchsvollen Situationen erfolgreich zu sein, indem wir uns auf unsere Stärken konzentrieren und kontinuierlich nach Verbesserungsmöglichkeiten suchen.
CCFA: Welcher Typ Manager sind Sie? Wie würden Sie Ihren Management-Stil beschreiben?
James Schober: Für mich bedeutet offene Kommunikation nicht nur das Prinzip der offenen Türen zu unterstützen, sondern auch ein starkes Bekenntnis zur Teamleistung. Mein Führungsstil ist daher stark kooperativ geprägt, und ich lege großen Wert auf ein respektvolles und harmonisches Miteinander. Gleichzeitig bin ich jedoch auch entschlossen und zielorientiert in der Verfolgung unserer Unternehmensziele.
CCFA: Die industrielle Chemie steht in einem extremen Abhängigkeitsverhältnis zu Energie. Wie schafft es die Donau Chemie Gruppe, an Energiequellen zu kommen, die (möglichst) unabhängig von der geopolitischen Lage sind?
James Schober: Die Herstellung chemischer Produkte erfordert zweifellos einen beträchtlichen Energieaufwand. Bei unserem Unternehmen stehen Fragen der Energiebeschaffung und Energiesicherung daher seit jeher im Mittelpunkt unserer strategischen Überlegungen. Um diese langfristig zu gewährleisten, haben wir einen dreistufigen Plan entwickelt:
a) Die Verringerung des Energieverbrauchs: Wir setzen kontinuierlich auf effizientere Produktionsprozesse und innovative Technologien, um unseren Energieeinsatz zu minimieren. Gleichzeitig achten wir auch darauf, die Qualität und Effizienz unserer Produkte kontinuierlich zu verbessern.
b) Der Ausbau der Eigenversorgung: Ein zentraler Fokus liegt auf dem verstärkten Ausbau unserer eigenen Energieerzeugungskapazitäten. Derzeit beziehen wir bereits knapp 40% unserer Energie aus erneuerbaren Quellen, und wir setzen uns ehrgeizige Ziele, um diesen Anteil weiter zu steigern. Dieser Schritt stärkt nicht nur unsere Unabhängigkeit von externen Energiequellen, schafft damit auch langfristige Wettbewerbsvorteile für unser Unternehmen und unterstreicht unser Engagement für eine nachhaltige Zukunft.
c) Längerfristige Absicherungen der Energie-/Stromversorgung: Wir evaluieren kontinuierlich verschiedene Möglichkeiten, um unsere Energie- und Stromversorgung langfristig zu sichern. Dabei berücksichtigen wir sowohl technologische als auch regulatorische Entwicklungen, um flexibel auf Veränderungen in diesem dynamischen Umfeld reagieren zu können.
CCFA: Was ist Ihre Vision für die Zukunft der Donau Chemie, was Ihre Vision für die europäische Industrie allgemein?
James Schober: Unser Ziel ist es, weiterhin für unsere Kunden der zentrale Ansprechpartner in allen Bereichen der Chemie zu sein und für unsere Mitarbeiter ein zuverlässiger und attraktiver Arbeitgeber zu bleiben. Bis zum Jahr 2027 streben wir eine Umsatzsteigerung auf über 800 Mio. € an, um unsere Position im Markt weiter zu festigen.
Auf europäischer Ebene ist es mein dringlicher Wunsch, eine ausgewogene Industriepolitik zu etablieren und Chancengleichheit für alle Marktteilnehmer zu gewährleisten. Eine faire und transparente Spielwiese ist entscheidend, um das volle Potenzial unserer Branche auszuschöpfen und gemeinsam zu wachsen. Wir setzen uns dafür ein, dass die europäische Industrie auf soliden Grundlagen steht und gleiche Möglichkeiten für alle Unternehmen bietet, um Innovationen voranzutreiben und nachhaltiges Wachstum zu fördern.
CCFA: Wie würden Sie eine(n) junge(n) Ingenieur(in) oder Chemiker(in) überzeugen, für die Donau Chemie zu arbeiten – mit welchen Argumenten kann die Donau Chemie als attraktives und innovatives Unternehmen punkten, insbesondere in Bezug auf Nachhaltigkeit?
James Schober: Als CEO unseres Unternehmens ist es mir eine große Freude, die Bedeutung von sinnvollem Handeln hervorzuheben, das eine zentrale Säule unseres Engagements darstellt. Insbesondere legen wir großen Wert auf Themen wie Nachhaltigkeit und Qualität, die wir als prioritär betrachten. Durch unsere Bemühungen in diesen Bereichen streben wir nicht nur unternehmerischen Erfolg an, sondern auch einen positiven Beitrag zur Gesellschaft und Umwelt.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Förderung und Entwicklung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir bieten ein umfassendes Weiterbildungs- und Ausbildungsprogramm, das Vielfalt und persönliches Wachstum unterstützt. Gute Ausbildung ist nicht nur ein Vorteil für den einzelnen Mitarbeiter, sondern auch für das Unternehmen als Ganzes. Gut ausgebildete Mitarbeiter tragen maßgeblich zur Steigerung der Effizienz, Innovation und Qualität unserer Produkte und Dienstleistungen bei. Darüber hinaus stärkt eine solide Ausbildung das Engagement und die Bindung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an das Unternehmen, was sich wiederum positiv auf die Mitarbeiterzufriedenheit und -loyalität auswirkt. Es ist uns ein Anliegen, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Möglichkeit haben, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und ihr Potenzial voll auszuschöpfen.
Darüber hinaus sind wir stolz darauf, zu den zertifizierten familienfreundlichen Betrieben Österreichs zu gehören. Wir legen großen Wert darauf, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das die Balance zwischen Beruf und Familie unterstützt und es unseren Mitarbeitern ermöglicht, ihre beruflichen und persönlichen Verpflichtungen erfolgreich zu vereinbaren.
Insgesamt sind Nachhaltigkeit, Qualität und die Förderung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zentrale Bestandteile unserer Unternehmensphilosophie. Wir sind fest davon überzeugt, dass diese Werte nicht nur unserem Unternehmen, sondern auch unserer Gesellschaft langfristig zugutekommen.
CCFA: Könnten Sie bitte ein paar Worte zur CCFA sagen und uns verraten, was Sie als VIP Mitglied an der französisch-österreichischen Handelskammer am meisten schätzen?
James Schober: Die CCFA, die französisch-österreichische Handelskammer, ist sehr geschätzte Institution für uns. Als VIP-Mitglied schätze ich besonders das exzellente und kundenorientierte Service, das uns von allen Mitarbeitern der Handelskammer geboten wird. Ihre Fachkompetenz und ihre Fähigkeit, relevante Themen rund um Wirtschaft und Leben zu setzen, sind bemerkenswert.
Die Handelskammer spielt eine entscheidende Rolle dabei, die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Österreich zu stärken und zu fördern. Durch ihre vielfältigen Initiativen und Veranstaltungen bietet sie uns wertvolle Möglichkeiten, unser Netzwerk zu erweitern, Informationen auszutauschen und gemeinsame Projekte anzustoßen.
Insgesamt betrachtet ist die CCFA eine unverzichtbare Plattform für uns, um unsere geschäftlichen Interessen in beiden Ländern zu fördern und von den zahlreichen Chancen, die sich aus der österreichisch-französischen Zusammenarbeit ergeben, zu profitieren.
Donau Chemie Gruppe
Branche: Chemische Industrie
4 Business Units
Donau Chemie, Donauchem, Donau Carbon, Donau Kanol
Niederlassungen in 12 Ländern
(Österreich, CEE, Deutschland, Italien, USA und Philippinen)
Vorstand: James Schober (CEO), Richard Fruhwürth, Mathieu de Krassny
Umsatz: 632 Millionen Euro (2022/2023)
Mitarbeiter: 1200 (2022/23)